Der digitale Kontocheck ist die Grundlage vieler innovativer Banking- und FinTech-Services
Dahinter stecken in den meisten Fällen Account Information Service Provider, die im Kundenauftrag deren Informationen aus Online-Banking-Konten auch für andere Banken und Drittanbieter nutzbar machen.
In diesem Blog finden Sie Antworten zu den häufigsten Fragen bezüglich Account Information Service Providern
Wir bei Tink sind selbst ein Account Information Service Provider. Im Gespräch mit Kunden und Geschäftspartnern werden wir immer wieder gefragt, was genau Account Information Service eigentlich sind und wie sie funktionieren. Die acht am häufigsten gestellten Fragen haben wir für Sie zusammengefasst – und natürlich geben wir auch Antworten.
Account Information Service Provider (AISP) sind Anbieter von Kontoinformationsdiensten (KID). Im Auftrag eines Kunden greifen sie auf Informationen zu, die bei kontoführenden Finanzinstituten hinterlegt sind. Sie analysieren und konsolidieren Kunden- und Kontodaten, so dass sich diese wiederum für Services von anderen Banken und Drittanbietern nutzen lassen. Beliebte Services sind zum Beispiel Multi-Banking-Apps, die mit Hilfe von AISPs verschiedene Online-Banking-Konten unter einer Benutzeroberfläche aggregieren, oder Online-Kreditplattformen, die auf Basis einer aggregierten Haushaltsrechnung und Liquiditätsbetrachtung eine Bonitätsprüfung in Echtzeit durchführen.
Account Information Service Provider (AISP) holen Kunden- und Kontodaten lediglich vom kontoführenden Finanzinstitut zur Analyse und Aggregation ab. Dagegen lösen Payment Initiation Service Provider (PISP) im Auftrag des Kunden Transaktionen auf dessen Online-Banking-Konto aus. Sie werden deshalb auch als Zahlungsauslösedienste (ZAD) bezeichnet, da sie im Namen des Kunden Zahlungen bzw. Überweisungen bei der kontoführenden Bank auslösen.
3. In welchem Umfang haben Account Information Service Provider Zugriff auf Bankkonten?
Grundsätzlich sind es Kunden und Kontoinhaber, die einem Account Information Service Provider (AISP) den Auftrag und die Berechtigung erteilen, deren Kontoinformationen elektronisch direkt bei den kontoführenden Finanzinstituten abzurufen.
Die Europäische Kommission fordert, dass AISPs nur auf solche Informationen zugreifen dürfen, für die ein Kunde den Auftrag und die Berechtigung erteilt hat und die im Rahmen des auszuführenden Services benötigt werden. Beispielsweise werden bei einem Online-Kreditantrag dem kreditgebenden Institut lediglich Daten zur Verfügung gestellt, die für die Kreditentscheidung relevant sind, während bei der herkömmlichen Bonitätsprüfung Antragsteller Kontoauszüge und Gehaltsnachweise einreichen müssen, die viele Informationen enthalten, die für die Kreditentscheidung nicht relevant sind.
Daher garantieren Account Information Services Kunden die Hoheit über ihre Daten bei maximaler Sicherheit und größtmöglichem Schutz der Privatsphäre.
Der Access to Account (XS2A) ist der Zugang zum Online-Banking-Konto des Kunden. Erteilt ein Kunde einem Account Information Service Provider (AISP) den Auftrag und die Genehmigung für den Zugriff auf sein Online-Banking-Konto, kann der AISP beispielsweise Umsatz- und Transaktionsdaten als Grundlage für eine Kreditentscheidung extrahieren und dem kreditgebenden Institut zur Verfügung stellen.
Rein technisch betrachtet, wird der XS2A-Vorgang durch Banking APIs ermöglicht. Banking APIs sind die Schnittstelle zu kontoführenden Finanzinstituten, über die AISPs den Zugang zum Online-Banking-Konto des Kunden erhalten. Wir bei Tink haben mit unserer eigenen Banking API Zugang zu mehr als 100 Millionen Online-Banking-Konten in Europa und decken 99,5 Prozent aller Banken ab.
Mit Hilfe von Account Information Services lassen sich zahlreiche Banking-Vorgänge, die bislang papiergebunden waren, digitalisieren. Der digitale Kontocheck erspart Kunden zum Beispiel das lästige Hin- und Herschicken von Kontoauszügen, Gehaltsnachweisen und sonstigen Unterlagen zur Bonitätsprüfung im Rahmen der Kreditvergabe.
Nach Einwilligung des Kunden erhält das kreditgebende Institut alle relevanten Informationen von einem Account Information Service Provider (AISP) – sauber analysiert und aggregiert. Damit erhalten Kunden die Hoheit über ihre Bankdaten und können selbst entscheiden, welchen Anbietern sie diese zur Verfügung stellen.
Damit trägt der digitale Kontocheck entscheidend zur Verbesserung der Customer Experience bei. Online-Kreditanbieter, Vergleichsportale oder Online-Shops, die den digitalen Kontocheck in ihr Angebot integriert haben, können Kunden alle Funktionen, die für den Abschluss benötigt werden, ohne Medienbrüche anbieten. Kunden erteilen dem AISP die Erlaubnis zum Zugriff auf ihr Online-Konto und ersparen sich das Hin- und Herspringen zwischen Webseiten und lästigen Papierkram.
Ein Anwendungsfall par excellence ist der digitale Kontocheck im Rahmen der Kreditvergabe. Anbieter, denen keine ausreichend lange Kundenhistorie zur Verfügung steht, nutzen Account Information Services zur Beurteilung der Bonität von Kreditantragstellern.
Darüber hinaus profitieren viele weitere Geschäftsmodelle von Kontoinformationsdiensten:
Kontowechsel-Services validieren mittels Account Information Services die Identität ihrer Kunden. Sie erkennen darüber bestehende Daueraufträge und Lastschriften, die mit dem ursprünglichen Konto verknüpft sind, und informieren die Vertragspartner direkt über die neue Kontoverbindung.
Lösungen für das „Personal Finance Management“ greifen über Account Information Services auf Transaktionsdaten im Online-Banking zu. Dadurch lassen sich unter anderem bestehende Verträge wie zum Beispiel Versicherungen identifizieren. Ein Anbieter kann dann über intelligente Apps interessante Alternativen anbieten und so das Leistungsspektrum für den Kunden optimieren.
Im B2B-Bereich nutzen Anbieter Kontoinformationsdienste, um innovative Angebote in den Bereichen Factoring, Leasing und Einkaufsfinanzierung umzusetzen.
Ohne die Account Information Service Provider ließen sich moderne, digitale und kundenzentrierte Angebote nicht realisieren.
Account Information Services schaffen die Voraussetzung für die gemeinsame Nutzung von Kontoinformationen und -funktionen durch Banken und aufstrebende FinTechs. Neue FinTech-Angebote wie Multi-Banking-Apps, Kontowechsel-Services, Online-Sofortkredite oder Factoring-Angebote für Selbstständige basieren größtenteils auf dem digitalen Kontocheck.
Insofern spielen Account Information Service Provider (AISP) eine ganz entscheidende Rolle für die positive Entwicklung der FinTech-Branche: Sie liefern einen wichtigen Baustein der Infrastruktur, die für neue Apps und Services benötigt werden.
Seit Januar 2018 nimmt die EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 Banken in die Pflicht: Kunden dürfen selbst entscheiden, welchen Anbietern sie ihre Kontoinformationen zur Verfügung stellen möchten – und Banken müssen die technischen Voraussetzungen für den Zugriff in Form von Banking APIs schaffen.
Dadurch ist eine neue Innovationsdynamik in der Finanzwelt entstanden. Neue Banking-Services verbessern die Customer Experience und stärken den Wettbewerb: Viele Angebote werden erst durch die von Account Information Service Providern (AISP) entwicklelten Lösungen realisierbar. Insofern sorgt PSD2 für ein lebendiges FinTech-Ökosystem aus neuen Apps und Services, die von AISPs unterstützt werden.
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