White-Label-Lösungen und die Nutzung von Licence-as-a-Service (LaaS) im Banking helfen FinTech-Startups beim Wachsen
FinTech-Entwickler können so neue Umsatzpotenziale erschließen, während sich FinTech-Vermarkter auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können
PSD2 und Open Banking unterstützen diesen Trend, sodass sich immer mehr FinTechs auf dem Markt etablieren, die selber keine Bank sind
Doch wie kann ein junges Startup eine Bank aufbauen, wenn der Weg zur eigenen Banklizenz und der technischen Infrastruktur lang und kostspielig ist?
Investitionen: Newcomer im Banking-Geschäft wie N26 müssten von Beginn an in eine technische Infrastruktur investieren, die bei konventionellen Banken über viele Jahre hinweg gewachsen ist.
Banklizenz: Wer im Auftrag von Kunden Konten eröffnet, Transaktionen durchführt und Gelder für Kunden verwaltet, steht unter der deutschen und europäischen Bankenaufsicht und benötigt eine Banklizenz.
Registrierung: Der Registrierungsprozess wird durch die BaFin durchgeführt. Ein Jahr Laufzeit sind keine Seltenheit, die Kosten lassen sich am Beginn des Prozesses nur schwer einschätzen.
Compliance: Nach erfolgreicher Lizenzierung stehen Banken unter deutscher und europäischer Bankenaufsicht und müssen hohe Compliance-Anforderungen erfüllen.
Für Anbieter, deren Kernkompetenz nicht das Banking an sich, sondern die Entwicklung neuer Apps und digitaler Banking-Services ist, sind dies zusammen genommen beträchtliche Herausforderungen.
Für N26 lag die Lösung im White-Label-Banking und einer Partnerschaft mit der Münchner Wirecard Bank. Als White-Label-Bank im Hintergrund richtete Wirecard Konten ein, stellte klassische Kontofunktionen zur Verfügung und wickelte alle Transaktionen im Auftrag des bei N26 registrierten Kontoinhabers ab.
Mittlerweile ist die Partnerschaft mit der Wirecard Bank Geschichte. N26 verzeichnet inzwischen 2.000 Neukunden täglich – Banking ist für N26 Kerngeschäft und ein funktionierendes Geschäftsmodell. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Berliner Challenger-Bank nach ihrer erfolgreichen Startup-Phase für eine eigene Banklizenz bewerben würde, über die es seit 2016 verfügt.
Für die Umsetzung vielversprechender Geschäftsmodelle im Banking-Bereich benötigen FinTechs wie N26 und andere Newcomer, die Banking-Produkte anbieten wollen, in der Regel eine Banklizenz. Allerdings können sich die wenigsten FinTech-Startups eine eigene Banklizenz leisten – vor allem aus Zeitgründen. Die Lizenzierung durch die BaFin ist – wie zuvor bereits erwähnt – ein langwieriger Prozess, der viel Geduld erfordert.
FinTechs, die mit einer neuen App oder einem neuen Online-Service an den Markt gehen wollen, verfolgen meist kurzfristige Ziele. Sie entwickeln ein Produkt, das noch nicht perfekt ist, aber die nötige Marktreife besitzt, und sie visieren einen schnellen Produkt-Launch an. Für einen aufwendigen Lizenzierungsprozess, dessen Ausgang ungewiss ist, fehlen Zeit, Ressourcen und Knowhow.
An dieser Stelle kommen das White-Label-Banking und License as a Service-Modelle (LaaS) ins Spiel. Das White-Label-Prinzip ist in vielen Bereichen ein bewährtes Konzept. Spezialisierte Anbieter, die zum Beispiel eine besondere Software entwickeln, stellen diese anderen Anbietern zur Vermarktung unter deren eigener Marke zur Verfügung. Beide Seiten profitieren von Skaleneffekten:
Der eigentliche Entwickler des Ursprungsproduktes schöpft neue Umsatzpotenziale aus und kann seine Investitionen für die Entwicklung und die Kosten für den Betrieb zum Teil kompensieren.
Der Vermarkter kann sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren und erspart sich kapitalbindende Investitionen in die Entwicklung eines Produktes, das er gegen eine Nutzungsgebühr ohne große Anlaufkosten und Zeitverzögerungen einsetzen kann.
Die gleiche Idee steckt hinter dem White-Label-Banking und LaaS-Modellen. Anbieter wie die solarisBank und Wirecard besitzen eine eigene Banklizenz und unterstützen ihre Kunden mit Banking-Knowhow, dem operativen Management und der technischen Infrastruktur.
Mit der solarisBank (Disclaimer: Die solarisBank ist Kunde von uns) hat sich 2016 erstmals ein vollständig auf White-Label-Banking spezialisierter Anbieter auf den Markt gewagt – aus Sicht von Finanzinvestoren ein spannendes Geschäftsmodell: Mehr als 95 Millionen Euro sind bislang in das Berliner Startup geflossen.
Die solarisBank greift mit dem White-Label-Banking ein Geschäftsmodell auf, das in einer rudimentären Form schon etwas länger in der Bankenwelt praktiziert wurde. Finanzinstitute wie die Hamburger Sutor Bank haben sich schon früh auf die eigenen Banking-Kernkompetenzen konzentriert, während Vermittler sich um den Vertrieb gekümmert haben.
Spezialisierte Banken wie Sutor haben die Wertschöpfungskette schon in den frühen 2000er Jahren aufgeteilt und sich als Bank im Hintergrund auf Fragen der Infrastruktur und des Prozessmanagements konzentriert, während Vermarkter die Kundenbetreuung übernommen haben. Heute allerdings ist die Marktsituation eine völlig andere: Mit PSD2 wird die Öffnung des Finanzmarkts und dessen Digitalisierung durch den Gesetzgeber begünstigt.
Zahlreiche Anbieter, die eigentlich keine Bank sind, etablieren sich im Markt mit innovativen Apps und digitalen Services. Allein in Deutschland sind rund 300 FinTechs aktiv. In diesem Jahr werden die Gesamtinvestitionen in FinTechs weltweit die Schwelle von 30 Milliarden Euro überschreiten. Und selbst Online-Händler wie Zalando arbeiten an eigenen Zahlungslösungen, die ein besseres Kundenerlebnis bieten sollen.
White-Label-Banken wie die solarisBank, die sich auf die Entwicklung einer technologiegetriebenen Banking-Plattform und die Einhaltung aufsichtsrechtlicher und gesetzlicher Anforderungen konzentrieren, sind ideale Partner für all jene Anbieter, die zwar im Finanzbereich Fuß fassen wollen, deren Kerngeschäft allerdings nicht das Banking ist und deren Kernkompetenz es auch nicht werden soll.
White-Label-Banking ist also nicht nur ein effizienter Wachstumshelfer für FinTech-Startups, sondern angesichts der sich öffnenden Bankenwelt ein spannendes Geschäftsmodell.
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